Bohème nach Kreuzer: Charakteristisch sind die
- praktische Opposition gegen die Geldwirtschaft,
- geringe Zeitökonomie und
- starker Individualismus,
- der sich von den Konventionen sittlicher, ästhetischer und politischer Art emanzipiert.
,Bohémien‘ ist seit seinem ersten Auftreten im 15. Jahrhundert in Frankreich das Wort für Zigeuner. Ursprünglich hatte das Wort eine sehr negative Bedeutung, da geglaubt wurde, dass die „Wanderschaft ihnen als Buße auferlegt sei“, weshalb nicht nur ihr nomadenhaftes Umherziehen, sondern ihr ganzer Lebensstil als lasterhaft und verwerflich galt.
Auch heute werden heimatlose oder obdachlose Menschen oft Zigeuner genannt und ihre Lebensweise verachtet. Was Heimatlose und Obdachlose jedoch verbindet, ist nicht sesshaft zu sein, sondern umherzuziehen. Denn in einer Gesellschaft, die eine gefestigte Familie und einen festen Wohnort erwartet, sind Zigeuner immer eine Randgruppe.
Der Begriff ,Bohémien‘ wurde auf Künstler übertragen, die in ärmlichen Behausungen lebten und die aufgrund ihrer nachlässigen Erscheinung diesen vermeintlich ähnelten.
(aus: Stella Griesmeier, Die Boheme als literatur- und geisteswissenschaftliches Phänomen dargestellt am Beispiel der ,Schwabinger Boheme‘ und Christine Magerski, Theorien der Avantgarde, beides 2011 sowie Jennifer Chrost, Dandy, Bohemien und Vagabund als Protestfiguren bei Gustave Courbet und in der französischen Kust des 19. Jahrhunderts, 2019 und Helmut Kreuzer, Zum Begriff der Bohème, 1964)
(Bildquelle: Matthew LeJune auf Unsplash.com)
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